




In seiner Begrüßung unterstrich Prof. Bodo Hombach, Präsident der Bonner Akademie, dass eine militärische Auseinandersetzung zwischen Russland und der EU glücklicherweise schon aus Vernunftgründen ausgeschlossen sei: „Militärische Auf- und Einmärsche sind kontraproduktiv und antiquiert. Das gilt für jeden und überall.“ Stattdessen müsse man als gleichberechtigte Gesprächspartner verstärkt wieder aufeinander zugehen und den Dialog suchen, denn „ein gedeihliches Verhältnis zu Russland ist für den Westen von elementarer Bedeutung – und umgekehrt.“
Generalkonsul Jewgenij Schmagin betonte anschließend in seiner Rede die historisch gewachsenen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland, insbesondere was den kulturellen Aspekt betreffe. Über Jahrzehnte schauten „die russischen Kulturschaffenden nach Berlin und die deutschen ihrerseits nach Moskau“, so der Diplomat. Gleichzeitig forderte er von den Deutschen „mehr Mitgefühl für die gespaltene russische Seele“. Man müsse vielleicht versuchen, sich in die Situation Russlands hineinzuversetzen: Anfang der 1990 Jahre brach die bestehende Ordnung und das Gesellschaftssystem des Landes mit dem Ende der Sowjetunion zusammen. Man brauchte im Anschluss lange Zeit, um „sich selbst wieder zu finden“, so Schmagin. Aus diesem Grund sind die aktuellen Konflikte vermutlich noch immer ein Teil dieser Suche nach sich selbst.
Während der darauffolgenden Diskussionsrunde wurde unter anderem der Aufruf der nordrhein-westfälischen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft zum Boykott von Veranstaltungen mit russischen Würdenträgern thematisiert. Philipp Mißfelder zweifelte den Zweck einer solchen Aktion an, da so etwas „nicht zielführend sei und uns noch weiter von einer Entspannung des momentan strapazierten deutsch-russischen Verhältnisses entferne.“ An dieser Stelle pflichtete ihm Hubert Seipel bei. Der durch die Interviews mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem US-amerikanischen Whistleblower Edward Snowden bekannt gewordene Journalist unterstrich die Bedeutung eines kontinuierlichen Dialogs, um die Beziehungen wieder zu normalisieren. Gesprächsbereitschaft sei von russischer Seite grundsätzlich vorhanden, so Seipel, nur warte man dort vielleicht auf ein entsprechendes Signal.