

Wintersemester 2014/2015: Die politische Integration Südosteuropas


Anschließend berichtete Kosutic in einem historischen Abriss über die wichtigsten Ereignisse der Geschichte Serbiens, wobei er die guten, aber teilweise auch angespannten Beziehungen zu den jeweiligen Nachbarstaaten erläuterte. Detailliert ging er darüber hinaus auf die Beziehungen zu Russland ein: Diese seien sehr eng, da Russland der größte Investor in Serbien sei. Zusätzlich sei Serbien zu 100% von russischer Energiezufuhr abhängig. Als er auf das Verhältnis zur EU zu sprechen kam, unterstrich Kosutic den Wunsch nach einer Mitgliedschaft: „Es bleibt zu hoffen, dass die EU ihre Erweiterungsmüdigkeit überwindet.“ Dieses Phänomen erklärte Prof. Hombach damit, dass sich der Kandidatenstatus meist positiver auf die Entwicklung in den jeweiligen Staaten auswirkt als die EU-Mitgliedschaft selbst: „Die EU hat begriffen, dass sie über keine Mechanismen verfügt um retardierende Entwicklungen bei Mitgliedsstaaten zu beeinflussen. Daher kommt die Erweiterungsmüdigkeit.“

Bevor er auf das Hauptthema des Seminars zu sprechen kam, welches Prof. Bodo Hombach auf „Ernste Sorgen, aber auch: Macht der Hoffnung“ festlegte, berichtete er von den wichtigsten Stationen seiner Laufbahn beim Auswärtigen Amt und gab den Studenten die Möglichkeit Fragen zu stellen.
Im Anschluss berichtete Südbeck von der Westbalkankonferenz der Bundesregierung, die am 28. August 2014 in Berlin abgehalten wurde und auf der man die Perspektiven für einen EU-Beitritt von Staaten des Westbalkans erörterte. Auf der Konferenz wurde mehrfach unterstrichen, dass bei Erfüllung der Beitrittsvoraussetzungen alle Staaten des westlichen Balkans die Möglichkeit haben werden, der Europäischen Union beizutreten. Die Aufmerksamkeit für den Westbalkan sei in letzter Zeit stark gestiegen, so Südbeck, der die Region als eine „geostrategische Priorität“ für die EU bezeichnete. Dennoch gebe es noch viele Probleme, wie etwa extreme soziale Unterschiede.


Bodo Hombach (r.) und Kevin Medau (l.) während des Vortrags von Michael Martens
Während seiner siebenjährigen Zeit als FAZ-Korrespondent in Belgrad konnte Michael Martens viel über die teilweise ambivalente Haltung der dortigen Bevölkerung gegenüber Russland lernen. So fand in Belgrad zum Beispiel erst eine Militärparade zu Ehren Putins und kurze Zeit später - als Protest gegen die anhaltende Diskriminierung von Homosexuellen in Russland - eine Gaypride-Parade statt. Die EU bezeichnete Martens in seinem Vortrag als den wirkungsträchtigsten und mächtigsten Akteur auf dem Balkan, welcher für viele die Rolle eines „europäischen Subkontinents“ einnehme.
Bei der anschließenden Diskussion stand die Frage im Mittelpunkt, wie sich der EU-Mitgliedsstatus auf Länder in Südosteuropa auswirke. „Der Kandidatenstatus eines Landes ist oft stabilisierender als der Mitgliedsstatus selbst“, so Bodo Hombachs Meinung zu diesem Thema, der viele retardierende Momente bei südosteuropäischen Mitgliedsstaaten feststellte, wie etwa eine „Putinisierung der Medienlandschaft“.